Unternehmen in der Krise Bisher überlebt und jetzt… muss angepackt werden

Thomas Kingreen
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Die Ereignisse der letzten Wochen haben eine Krise in einer nie gekannten Geschwindigkeit und Stärke Krise ausgelöst. Der Fokus der meisten Unternehmen war auf „überleben“; das haben die meisten geschafft. Damit ist es aber noch lange nicht vorbei. Eine Rückkehr zum „Normal“ ist nicht absehbar. Wer auch weiterhin überleben will sollte sich mit dem fast vergessenen Thema „Sanierung“ beschäftigen.

In nie gekannter Geschwindigkeit und Stärke in die Krise

Ein winziges Virus, ein exogener Auslöser, hat ganze Volkswirtschaften auf dem kürzesten Weg in die Krise geführt. Selbst bis dato hochprofitable Unternehmen sind plötzlich in ihrer Existenz bedroht. Den meisten Unternehmen ist derzeit vollkommen unklar, wie die Welt in 6, 12 oder gar 18 Monaten aussehen wird; ob und wann es eine Rückkehr zum „business as usual“ geben wird, oder ob es ein wie auch immer aussehendes „New Normal“ geben wird, ist schwer vorherzusagen.

Es ist anders als 2008 oder 1929

Vergleiche mit den Krisen von 2008 (Finanzkrise) oder gar 1929 (Weltwirtschaftskrise) hinken: Der Auslöser liegt diesmal außerhalb der Wirtschaft und des Finanzsektors. Reparaturen nach althergebrachter Manier werden nicht in gewohnter Weise greifen. Es ist ein globaler Effekt, der alle Länder mehr oder minder gleichzeitig getroffen hat; verstärkt noch durch die global stark vernetzten Lieferketten und Absatzmärkte. Derzeit kann niemand absehen, wie lange das derzeitige Zwischenstadium weiterbestehen wird, unterbrochen möglicherweise von weiteren, jedoch lokalen, Lockdowns.

Auch ist noch offen wie das „New Normal“ aussehen könnte, und wer sich am Ende die Kosten der höheren Resilienz leisten kann: Die vorhergesagte Welle des „near-shoring“, der Rückverlagerung ganzer Wertschöpfungs-ketten nach Deutschland und das Vorhalten höherer Sicherheitsbestände muss ein Unternehmen finanzieren können.

Es ist noch lange nicht vorbei

Die letzten zwölf Wochen galten dem reinen Überleben: der Aufrechterhaltung des Betriebs unter vollkommen neuen Regeln, der Liquiditätssicherung um jeden Preis und dem Evaluieren der Unterstützungsmöglichkeiten des Staates. Es wurde auf Sicht gefahren. Das haben die meisten Unternehmen gemeistert; die Anzahl der Insolvenzen ist dank der Stützungsmaßnahmen nicht sprunghaft gestiegen.

Das wird aber nicht so bleiben. Die wirkliche Gefahr kommt erst jetzt mit dem Wiedererwachen: Steigender Liquiditäts-bedarf, zurückgefahrene bzw. ausgeschöpfte Finanzierungslinien und keine weiteren Sicherungsnetze des Staates sind für viele Unternehmen reale Bedrohungen.

Eine Marktbereinigung steht in vielen Branchen bevor

Wir werden wahrscheinlich massive Marktbereinigungen in zahlreichen Industrien sehen. Viele schon zuvor schwache und insolvenzbedrohte Unternehmen werden dann aus dem Markt ausscheiden. Die Hilfsmittel der letzten zwei Dekaden werden sehr wahrscheinlich nicht mehr greifen: billiges und schnell verfügbares Geld, sei es in Form von Eigenkapital von Investoren oder in Form von Fremdkapital von Banken: Die Investoren selbst sind unsicher und warten ab bis die Sicht auf das „New Normal“ klarer wird. Die Banken sind mit den jetzt schon in den Büchern befindlichen Risiken (und Ausfällen) mehr als beschäftigt; neue Risiken nimmt dort derzeit und auf kurze Sicht niemand auf seine Bücher.

Dies wird gerade zuvor schon schwierige Branchen wie Automobil, Stahl und Einzelhandel treffen, z.T. aber auch den Maschinen- und Anlagenbau, der unter der weggebrochenen Nachfrage aus dem Ausland und der Unsicherheit über die neuen Wertschöpfungsketten leidet.

Nur wer Denkverbote über Bord wirft und handelt, kann Chancen nutzen

Daher gilt es jetzt keine Zeit zu verlieren, um operativ handlungsfähig zu bleiben und die Chancen der anstehenden Marktbereinigung zu nutzen. Überleben und profitieren wird nur, wer sich vorbereitet: wer umgehend auch mit der operativen Sanierung beginnt und die Passivseite der Bilanz aktiv restrukturiert (bevor es von außen getan wird); wer sein Geschäftsmodell und die Wertschöpfungskette neu überdenkt. Und wer sich traut, alte Zöpfe abzuschneiden, Unangenehmes durchzusetzen und Hobbyaktivitäten zu beenden – Carsten Spohr und die Lufthansa haben es mit Germanwings vorgemacht.

Es gibt viel zu tun, aber wer beherrscht das Handwerk der Sanierung überhaupt noch?

Nach fast 10 Jahren Boom haben viele Unternehmen das Sanieren und Sparen verlernt; spätestens auf der zweiten Führungsebene gibt es kaum noch Führungskräfte, die eine reale Wirtschaftskrise in einer Führungsfunktion selbst gemeistert haben, die harte Schnitte und unangenehme Themen entschlossen angegangen sind. Dies war im Boom der letzten zehn Jahre nicht notwendig.

Das Instrumentarium zur Sanierung und Restrukturierung liegt in der Mottenkiste und muss wieder reaktiviert bzw. neu erlernt werden. Und dies alles muss neben dem normalen Tagesgeschäft unter ständig wechselnden Corona-Rahmenbedingungen zusätzlich erledigt werden. Eine schwierige Aufgabe wartet, bei der zahlreiche Themen parallel angegangen werden müssen, z.B.:

  • Liqiudität sichern: Hier stehen v.a. Kostensenkungen (z.B. Material, Personal, Produktportfolio), kurzfristige Umsatz-ausweitungen und Erhöhung der Kapitaleffizienz mitFokus auf Reduktion des Working Capital, Re-Allokation des Vermögens (z.B.  Veräußerung nicht betriebsnotwendigen Vermögens) und Nutzung von Financial Engineering (z.B. Sale & Lease Back)
  • Fortführungsprognose frühzeitigerstellen lassen
  • Banken, Warenkreditfinanzierer und Gesellschafter laufend informieren
  • Eine strategische Repositionierung des Geschäfts erarbeiten
  • M&A-Optionen prüfen (z.B. Verkauf von Teilen, Fusion mit Wettbewerb)
  • Insolvenzexperten sehr frühzeitig einbinden (Haftungsminderung der Geschäftsführung)
  • Optionen zur Stärkung der Eigenkapitalbasis prüfen
  • Kreditlinien sehr frühzeitig erweitern
  • Das Management gezielt ersetzen und um Sanierungsexperten ergänzen
  • Betriebsrat und Mitarbeiter gezielt informieren und an Bord holen

Wir helfen!

Erfolgreiche Bewältigung von Unternehmenskrisen braucht Sachverstand, viel Erfahrung und Umsetzungsstärke. Wir sind Partner des Vertrauens seit 1993 für jedes dritte DAX30-Unternehmen und die erfolgreichsten Mittelständler. Unsere Restrukturierungs-Experten helfen in jeder für ein Unternehmen kritischen Situation. Wir arbeiten grundsätzlich in kleinen Teams mit hoher Schlagkraft und finden uns schnell in komplexe Situationen ein. Wir scheuen auch nicht davor zurück in zeitlich begrenzte Verantwortung zu gehen.



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